Einleitung
Unternehmensrestrukturierungen sind ein bewährtes Mittel, um Organisationen an veränderte Marktbedingungen anzupassen, die Effizienz zu steigern oder Wachstumsstrategien umzusetzen. Ob Fusion, Übernahme, Spaltung, Ausgliederung oder ein Wechsel der Rechtsform – solche Massnahmen haben weitreichende Folgen, insbesondere im steuerlichen Bereich.
In der Schweiz profitieren Unternehmen von einem attraktiven steuerlichen Umfeld, das zahlreiche Gestaltungsspielräume zulässt. Gleichzeitig sind die Anforderungen an die steuerkonforme Durchführung hoch. Wer Restrukturierungen plant oder durchführt, sollte die steuerlichen Konsequenzen genau analysieren und bereits im Vorfeld eine saubere Strukturierung sicherstellen.
Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten steuerlichen Aspekte bei Unternehmensrestrukturierungen in der Schweiz – und zeigt auf, wie durch eine sorgfältige Planung steuerliche Risiken vermieden und Optimierungspotenziale genutzt werden können.
Steuerliche Konsequenzen von Fusionen und Übernahmen
Steuerliche Neutralität bei Fusionen
Im Schweizer Steuerrecht ist es grundsätzlich möglich, Fusionen steuerneutral zu gestalten – vorausgesetzt, bestimmte Bedingungen sind erfüllt. Dabei muss die Fusion so strukturiert sein, dass kein Eigentümerwechsel im wirtschaftlichen Sinne erfolgt und die Buchwerte fortgeführt werden. Der Gesetzgeber stellt dabei sicher, dass Fusionsgewinne unter diesen Voraussetzungen nicht besteuert werden, was für viele Unternehmen ein zentraler Vorteil ist.
Die wichtigsten Voraussetzungen für eine steuerneutrale Fusion sind unter anderem:
- Fortführung der Buchwerte
- Keine Liquidation des übertragenden Unternehmens
- Wirtschaftliche Kontinuität der Geschäftstätigkeit
- Keine Gegenleistung in bar über einem gewissen Grenzwert
Werden diese Kriterien nicht eingehalten, kann es zu einer Besteuerung stiller Reserven kommen, was die Steuerlast erheblich erhöht.
Share Deal oder Asset Deal – steuerlich ein Unterschied
Bei Übernahmen ist insbesondere zwischen einem Share Deal und einem Asset Deal zu unterscheiden. Während bei einem Share Deal die Beteiligungen am Zielunternehmen übernommen werden und die Gesellschaft in ihrer rechtlichen Struktur erhalten bleibt, handelt es sich beim Asset Deal um den direkten Erwerb von einzelnen Vermögenswerten.
Steuerlich hat dies erhebliche Unterschiede zur Folge:
Beim Share Deal bleibt die Besteuerung in der Regel beim Verkäufer. Für natürliche Personen ist der Verkauf von Beteiligungen häufig steuerfrei (Kapitalgewinn im Privatvermögen). Für den Käufer entsteht jedoch keine Möglichkeit zur steuerlichen Neubewertung der Aktiven.
Beim Asset Deal dagegen wird eine steuerpflichtige Veräusserung angenommen. Auf Unternehmensseite führt dies zur Aufdeckung stiller Reserven, die versteuert werden müssen. Gleichzeitig kann der Käufer die neuen Buchwerte übernehmen und künftig abschreiben – was die Steuerlast langfristig senkt.
Die Entscheidung für eine der beiden Formen sollte nicht nur steuerlich, sondern auch wirtschaftlich, rechtlich und strategisch gut abgestimmt sein.
Steuerliche Aspekte von internen Umstrukturierungen
Spaltungen und Ausgliederungen
Interne Restrukturierungen sind insbesondere bei wachstumsorientierten oder diversifizierten Unternehmen ein wichtiges Mittel zur Reorganisation. Dabei geht es häufig um die Spaltung bestehender Geschäftsbereiche, die Übertragung von Betriebseinheiten auf Tochtergesellschaften oder die Entflechtung von Geschäftsmodellen.
Auch diese Massnahmen können unter bestimmten Voraussetzungen steuerneutral erfolgen. Die Massgabe ist hier das sogenannte Buchwertprinzip. Die übertragenden Vermögenswerte müssen zu Buchwerten eingebracht werden, wobei wirtschaftliche Kontinuität bestehen bleiben muss.
Sofern allerdings eine teilweise Veräusserung von Geschäftsaktivitäten erfolgt oder eine Umstrukturierung als Vorbereitung auf einen späteren Verkauf dient, prüfen die Steuerbehörden genau, ob eine Besteuerung ausgelöst wird. Besonders bei konzerninternen Transaktionen ist auf eine korrekte Dokumentation und marktgerechte Bewertung zu achten.
Umwandlung der Rechtsform
Ein Wechsel der Rechtsform – etwa von einer Einzelfirma in eine GmbH oder AG – ist aus steuerlicher Sicht mit besonderen Chancen und Risiken verbunden. In vielen Fällen kann die Überführung der Aktiven und Passiven steuerneutral gestaltet werden, sofern auch hier das Buchwertprinzip angewendet wird und die Übernahme gesamthaft erfolgt.
Kritisch kann es werden, wenn stille Reserven in das neue Unternehmen überführt werden sollen, ohne dass eine Entgeltlichkeit nachgewiesen werden kann. In solchen Fällen droht die Besteuerung dieser stillen Reserven – auch wenn keine Liquidität zufliesst.
Ein ebenfalls wichtiger Punkt ist die Nachbesteuerung von geschäftlich genutzten Vermögensgegenständen, insbesondere Immobilien oder Beteiligungen, die bei einer Umwandlung ihre steuerliche Charakteristik ändern.
Nutzung von Steuererleichterungen und -anreizen
Forschungs- und Entwicklungsförderung
Die Schweiz gewährt Unternehmen steuerliche Vorteile bei Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen, insbesondere im Rahmen der Steuerreform (STAF). Unternehmen können bis zu 150 % des effektiven F&E-Aufwands steuerlich geltend machen, sofern die Bedingungen erfüllt sind.
Wird im Rahmen einer Restrukturierung eine neue Einheit gegründet, die Forschung betreibt, oder eine bestehende Entwicklungsabteilung verlagert oder ausgliedert, kann dies gezielt in die Steuerstrategie eingebunden werden.
Patentbox und Innovation
Im Rahmen der STAF wurde ebenfalls die sogenannte Patentbox eingeführt. Sie ermöglicht es Unternehmen, Einkünfte aus Patenten und vergleichbaren Rechten zu einem ermässigten Steuersatz zu versteuern. Die effektive Steuerersparnis hängt vom Kanton und der Struktur des Unternehmens ab.
Wird im Rahmen einer Restrukturierung geistiges Eigentum gezielt in eine neue Gesellschaft überführt, ist darauf zu achten, dass die Zugangsbedingungen zur Patentbox erfüllt werden – insbesondere hinsichtlich der Substanzanforderungen und der Dokumentationspflichten.
Planung, Dokumentation und steuerliche Compliance
Bedeutung frühzeitiger Planung
Steuerlich erfolgreich ist eine Restrukturierung nur, wenn Planung und Umsetzung eng verzahnt sind. Die steuerliche Komplexität wächst mit dem Umfang und der Internationalität der Transaktion. Insbesondere bei konzernweiten Reorganisationen ist eine frühzeitige Abstimmung mit den zuständigen Steuerbehörden empfehlenswert – etwa durch die Einreichung eines verbindlichen Steuerrulings.
Ein solches Ruling gibt Sicherheit darüber, ob die geplante Transaktion steuerneutral behandelt wird oder ob eine Steuerpflicht ausgelöst wird. Besonders wichtig ist dies bei Transaktionen, die nicht dem üblichen Geschäftsverlauf entsprechen oder bei denen erhebliche stille Reserven betroffen sind.
Dokumentation und rechtliche Transparenz
Neben der steuerlichen Planung ist auch die sorgfältige Dokumentation von entscheidender Bedeutung. Verträge, Bewertungsberichte, Protokolle, Buchwerte und Begründungen für die Restrukturierung sollten jederzeit nachvollziehbar sein. Die Steuerbehörden verlangen in vielen Fällen vollständige Unterlagen, um die steuerliche Beurteilung vornehmen zu können.
Zudem kann eine saubere rechtliche Strukturierung – etwa in Form eines Stufenplans – helfen, Risiken zu vermeiden und die gewünschten steuerlichen Effekte zuverlässig zu erzielen.
Internationale Aspekte und grenzüberschreitende Restrukturierungen
Gerade bei grenzüberschreitend tätigen Unternehmen ist die steuerliche Behandlung von Restrukturierungen besonders sensibel. Die Schweiz hat zahlreiche Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen, die bei Umstrukturierungen internationaler Konzerne berücksichtigt werden müssen.
So ist bei einer konzerninternen Verlagerung von Vermögenswerten, insbesondere von immateriellen Gütern wie Lizenzen oder Software, darauf zu achten, dass der Verrechnungspreis marktgerecht ist und entsprechend dokumentiert wird. Bei Fehleinschätzungen drohen Korrekturen durch ausländische oder schweizerische Steuerbehörden.
Auch Aspekte wie Quellensteuerfolgen bei Beteiligungstransaktionen, die Auswirkungen auf den Beteiligungsabzug oder die steuerliche Anerkennung von Betriebsstätten im Ausland müssen bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden.
Fazit
Unternehmensrestrukturierungen sind ein wichtiges Instrument zur Weiterentwicklung von Organisationen. Gleichzeitig stellen sie hohe Anforderungen an die steuerliche und rechtliche Umsetzung. In der Schweiz existieren zahlreiche Möglichkeiten, Restrukturierungen steuerneutral oder zumindest steuerlich effizient zu gestalten – sei es bei Fusionen, Übernahmen, Spaltungen, Ausgliederungen oder beim Rechtsformwechsel.
Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung ist jedoch eine frühzeitige, fundierte Planung in enger Zusammenarbeit mit qualifizierten Steuer- und Rechtsexperten. Durch die gezielte Nutzung von Steuererleichterungen, den Einbezug von Rulings und die rechtssichere Dokumentation lassen sich Risiken minimieren und gleichzeitig signifikante Vorteile erzielen.
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